Pressebericht


DWZ - Die Winzer-Zeitschrift, Ausgabe Nr. 7/2005:

Zu Besuch bei der Klüsserather Bruderschaft

 
Der Auftakt zum geselligen Frühjahrstreffen der Weinbruderschaft Augusta Treverorum Riesling-Freundeskreis bildete wieder eine Veranstaltung im Hotel Deutscher Hof in Trier. Mit einem Referat von dem Ehrenbruderschaftsmeister Benedikt Engel „Welche Faktoren bei der Weingewinnung die Weinqualität und den Weinpreis beeinflussen“ wurde nicht nur die weinbauliche Seite betrachtet, sondern die anwesenden Konsumenten auf die wirtschaftlichen Probleme der Winzer hingewiesen. Der vom Verbraucher geforderte Trend zu mehr extraktreichen Weinen wird durch eine Ertragsbeschränkung erreicht, was sich selbstverständlich auch preislich auswirken muss.
Im Anschluss präsentierte Benedikt Engel im Vergleich zu sonst eine etwas anders gestaltete Weinprobe. Mit einem Strauß blumiger Weißweine aus sechs deutschen Anbaugebieten wurden 15 Weine 14 verschiedener Rebsorten verkostet. In einem Großteil der Neuzüchtungen war ein Elternteil Riesling, teilweise auch geschmacklich erkennbar. Jedoch das abschließende Urteil der Weinfreunde war eindeutig, Riesling ist und bleibt der König der Weißweinreben. Dies schließt jedoch nicht aus, dass die eine oder andere bukettreiche Rebsorte zu bestimmten Anlässen und auch Speisen durchaus eine interessante Alternative ist.
Gekrönt wurde der Abend durch den Besuch der Weinkönigin Mosel-Saar-Ruwer, Nicole Kochan. Eine nicht nur sehr charmante, sondern auch rhetorisch sehr geschickt agierende junge Frau. Der Beifall zeigte ihr, sie ist eine Weinkönigin, die bei den Weinfreunden „ankommt“, eine Majestät, die unsere Region bestens vertritt und sicherlich das Rüstzeug für noch größere Aufgaben mitbringt.
Der Samstag stand mehr unter dem Einfluss des Terroir-Gedankens. Folgerichtig befasste man sich zuerst mit dem Boden, allerdings nicht oberflächlich, sondern „fuhr“ in ein zwischenzeitlich stillgelegtes, jedoch als Besucherbergwerk geöffnetes Schieferbergwerk ein. Dies bot sich in Fell an, wo die Führung der als Wasserexperte bekannte Dipl.Ing. Franz Wustinger übernahm. Der Wein, der auf Schiefer wächst sollte das nächste Ziel sein. Es sollte eine möglichst alte Weinlage sein und so führte Bruderschaftsmeister Klaus Christmann die auf Schiefer sensibilisierten Weinfreunde nach Monte Clotariense, wie Klüsserath in einer ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 698 genannt wurde. Ein Gang durch die Kernlage der Klüsserather Bruderschaft zeigte nicht nur die landschaftlich überwältigende Schönheit unserer Heimat, sondern auch die arbeitsintensive Steillage am sonnenverwöhnten Südhang. Ein Glas Sekt von dem 1. Vorsitzenden Rudi Blesius und seinen Winzerkollegen der „Vereinigte Weingüter der Klüsserather Bruderschaft e.V.“ ausgeschenkt machte deutlich, warum schon die Römer die Vorzüge dieser Lage zu schätzen wussten. Mittagessen und die folgende Weinprobe machten deutlich, wie universell der Riesling einsetzbar ist. Einerseits ein idealer Essensbegleiter, andererseits ein Wein für danach, der Lust auf „mehr“ macht. Die von den Winzern der Vereinigung selbst auferlegten Qualitätskriterien, wie 100% Riesling, reduzierter Ernteertrag durch vorsichtigen Anschnitt der Reben und die zusätzliche qualitätsorientierte Prüfung durch eine unabhängige Kommission waren in allen Qualitätsstufen deutlich erkennbar. Die aufschlussreiche Diskussion über die 56 ha große Kernlage und die leider vor Jahrzehnten erheblich erweiterte Lage machte deutlich, dass die Qualität im Weinberg wächst und die Erträge in „Nebenlagen“, z.T. in das Seitental hineinreichend, dem Image der Weinlage Klüsserather Bruderschaft nur abträglich sein kann. Den Winzern der „Vereinigte Weingüter der Klüsserather Bruderschaft e.V.“ kann man nur wünschen, dass sie ihr Ziel der Rückführung auf die Kernlage erreichen, damit diese Lage wieder weltweit die Bedeutung erlangt, die sie vor Jahrzehnten hatte.

Klaus Christmann